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Sustainable Gamechanger

 

Jeder spricht von Nachhaltigkeit, doch keiner geht der Sache ernsthaft nach. Wieso, weshalb, warum?


Verpackungen sind praktisch. Verpackungen sind toll. Sie schützen unsere Produkte vor Verunreinigungen und vor äußeren Einflüssen, sie helfen sie länger haltbar zu machen, sie von A nach B zu transportieren, sie mit anderen passenden Produkten zu kombinieren und vor allem in einer visuell geprägten Gesellschaft geschickt und attraktiv zu präsentieren: in einer Flasche, in einem Flakon, mit Etikett... in einer mit Lack veredelten Faltschachtel mit Schaumstoff Inlay in einem zum Transport und zur Lagerung robusten Umkarton platziert, mit mehrlagigen Labels in Kunststofffolie gewrapped ... Tja. Najaaaa.

In Wirklichkeit sind sie verpönt diese Verpackungen. Dieser teuflische Materialmix, dieser wild zusammengewürfelte Müllhaufen mit chemisch aufbereiteten Farben und Veredelungen. Stets viel zu dick aufgetragen, wie das Make-Up manch eines Staatsmannes, kaum tragbar und dennoch immer da.

Um den ganzen Mist dann biologisch abzubauen, bedarf es zu Beginn der Wertschöpfungskette so viel Energie, dass sich der Versuch erst gar nicht lohnt. Und Bio-Kunststofflösungen aus natürlichen Rohstoffen wären auch nur nachhaltig, wenn man mit den Abfallprodukten arbeitet, statt neu anzubauen.

Zu dem Thema sind wir in einer Zeitschrift neulich über einen interessanten Satz gestolpert: „Alle denken sustainable, aber wo bleiben die echten Game-Changer?“

Eine sehr berechtigte Frage, die so rhetorisch wie sie scheint, insgeheim sehnlich auf eine Antwort wartet. Doch man wartet und wartet wie in Becketts berühmten Stück. Godot ist nie erschienen, aber die Hoffnung war da. Oder so ähnlich. Aber auch mit Hoffnung gestaltet sich das Warten auf die Packaging Innovation zäh, statt spannend.

Auch nicht spannend, aber mindestens fragwürdig scheint die allgegenwärtige Attitüde „So tun als ob“. Ein bisschen öko faked ja momentan jeder. Hier mal ein recycletes Papierchen, dort mal eine wiederverwendbare Schachtel, ein anderes Mal das vegane Etikett!? Mutig geht doch irgendwie anders.

Aber warum das Ganze Theater? Warum sich unter dem scheinheiligen und selbstgefälligen Deckmäntelchen einer nicht ganz ernst gemeinten Öko-Bewegung verstecken? Für den guten oder den gesparten Schein?

Nicht, dass wir nicht auch gelegentlich den bequemen Weg marschieren, der sich da so herrlich breitgetrampelt vor einem ausbreitet – aber wenn der alternative Pfad bereits von vornherein versperrt ist, wie hat man da die Wahl?

Dem Business fehlt es an Geld und Motivation, an Innovatoren, an Andersdenkenden, querdenkenden Weltveränderern, modern ausgedrückt an Disruptern. Konkret sind das motivierte Produzenten, die nicht in der Komfortzone entspannen, sondern im Technikraum Geschichte schreiben, die mit Kreativagenturen neue Materialien erfinden und günstigere Prozesse entwickeln. Günstig auch im Sinne von effektiv. Unterstützend dazu brauchen wir zukunftsorientierte Unternehmen und Sponsoren, die mit Kaufinteresse und dem nötigen Cash den Fortschritt vorantreiben. Um Sustainable bezahlbar zu machen.

Vereinte Kräfte wirken Wunder, überwinden Hürden, machen den Weg frei. Ein Game-Changer sind viele Game-Changer.

Und eines steht fester als die Parksäule in unserer Tiefgarage: Das Angebot richtet sich nach Nachfrage. Drum fragen wir nach!